Die Luterisch Strebkatz

Das Strebkatzenziehen war ein mittelalterliches Kraftspiel, das im 15. und 16. Jahrhundert in ganz Deutschland, aber auch in den Ländern Skandinaviens verbreitet war. Bei dem Spiel wurden die Köpfe der beiden sich gegenüber knienden Kontrahenten durch Seile oder Tuchstreifen um den jeweiligen Nacken miteinander verbunden. Es ging bei dem Spiel darum, den Kopf des Gegners möglichst über das zwischen beiden brennende Feuer zu ziehen. In weniger archaischen Varianten wurde derjenige Gewinner, der es schaffte, den Gegner drei Ellen in seine Richtung zu ziehen.
In Deutschland spiegelt sich der Begriff der
Strebkatze mit Aufkommen des Buchdrucks seit dem 15. Jahrhundert auch in der Literatur
Auch dramatisch wurde der Stoff verarbeitet. In der
Reformationszeit wurde das Strebkatzenziehen zum Symbol für die Auseinandersetzungen der Zeit. Im Spiel wird deutlich Kritik an den kirchlichen Zuständen geübt.
1524 erschien in Worms bei Peter Schöffer dem Jüngeren eine anonyme Streitschrift
Die Luterisch Strebkatz zugunsten der Reformation. Als ihr Autor wird Urbanus Rhegius vermutet.
Ihr satirischer Titelholzschnitt zeigt Martin Luther und den Papst beim Strebkatzenziehen. Luther, allein auf das Kreuz gestützt, gewinnt klar gegen den Papst und seine Helfer.

Im Strebkatzspiel steht Luther, gestützt auf das Kreuz Christi, einer großen Gruppe, z.T. tierköpfiger Gegner gegenüber. Sie sind allesamt prominente Luthergegner, die den soeben zu Boden gehenden, das Haupt senkenden Papst mit seiner fallenden Tiara umringen. Eine bekrönte Person sucht den Fallenden zu stützen, droht dabei aber selbst zu straucheln.
Die ins Bild gesetzte Szene stellt die kampfentscheidende Phase dieses Kraftspiels dar, bei dem sich zwei Kämpfer auf den Knien, mit den Händen auf dem Boden und einem Strick um den Nacken gegenübersitzen und versuchen, dem anderen das Seil über den Kopf zu ziehen oder ihn zu Boden zu reißen. Genau dies gelingt Luther im Bild.

Hier ist die grundstürzende Brisanz der Reformation – unmittelbar vor dem Bauernkrieg – bildlich in Szene gesetzt.